Bestätigungsfehler

Peter möchte abnehmen und setzt auf eine spezielle Diät. Jeden Morgen stellt er sich auf die Waage, um zu sehen, ob seine Diät anspricht. Zeigt die Waage im Vergleich zum Vortag weniger an, schreibt er das Resultat dem Erfolg der Diät zu. Ist das Gewicht jedoch höher, wird dies als normale Fluktuation behandelt und nicht wirklich registriert. Er rechtfertigt die Gewichtszunahme damit, dass er schließlich nicht jeden Tag abnehmen könne, der Körper müsse sich gewissermaßen an die Diät gewöhnen. Dies ist ein typischer Fall des Bestätigungsfehlers, jedoch in einer harmlosen Ausprägung. Der Bestätigungsfehler ist quasi der Ursprung aller Denkfehler, d. h. es besteht die Tendenz, neue Informationen so zu interpretieren, dass sie mit den bestehenden Theorien/Erwartungen vereinbar sind.

Neue Informationen/Tatsachen, die im Widerspruch zu den bestehenden Ansichten stehen werden herausgefiltert. Der Begriff Bestätigungsfehler (confirmation bias) beschreibt also das unbewusste Ausblenden von Informationen, die eigene Erwartungen widerlegen (disconfirming evidence), somit unterliegt man einer Selbsttäuschung oder einem Selbstbetrug. Ein weiteres Beispiel hierzu: Studenten erhalten die Aufgabe, für die Zahlenreihe „2-4-6“ die zu Grunde liegende Regel herauszufinden. Die meisten Studenten nennen die Zahl 8, weil sie der Meinung sind mit dieser Ziffer, die Regel gefunden zu haben. Nachdem der Professor sagte: „Trifft auf die Regel zu“, wurden 10, 12, 14 genannt. Daraufhin war für die Studenten klar, die Regel lautet: „Addiere 2 zur letzten Zahl“. Doch der Professor schüttelte den Kopf. Danach ging das Rätselraten weiter. 3 – trifft nicht zu, 7 – trifft zu, 5 – trifft nicht zu, 24 – trifft zu. Schließlich löste ein Student das Rätsel mit der Regel: „Die nachfolgende Zahl muss größer sein“. Der Professor bestätigte, dass diese Regel richtig ist.

In der Wirtschaft tritt der Bestätigungsfehler besonders häufig auf. Angenommen, der Aufsichtsrat beschließt eine neue Strategie. Infolgedessen werden sämtliche Anzeichen, die einen Erfolg dieser Strategie andeuten, euphorisch gefeiert. Überall wo hingesehen wird, fallen reichlich Anzeichen auf, dass die Strategie aufgeht. Dagegen werden negative Indizien gar nicht erkannt oder bewusst übersehen bzw. als „Spezialfall“ gerechtfertigt.

Fazit: Der Bestätigungsfehler ist kein intellektuelles Kavaliersdelikt. Sich davor zu schützen, kann nur dann gelingen, wenn auch gegenteilige Beweise (disconfirming evidence) beachtet und nicht leichtfertig unter den Tisch gekehrt werden.

Hier geht es zur Internetseite von Udo Simianer: http://www.simianer-coaching.de

Udo Simianer

Ein Coach mit Praxiserfahrung: Udo Simianer, Jahrgang 1967, führt seit 1998 erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Nebenberuflich studierte er in Göttingen BWL (Diplom und Master). Als CEO hatte Simianer über 10 Jahre Personalverantwortung für mehr als 50 freie Berater und angestellte Mitarbeiter. Udo Simianer hielt als Referent rd. 80 Seminare bzw. Vorträge in den Bereichen Management und Organisation. Nach Absolvieren von nahezu 750 Beratungstagen, ist er nebenberuflich als Dozent und Autor für Lehrmaterialien an verschiedenen Hochschulen aktiv. Udo Simianer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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