Concorde-Effekt

Marketingsitzung in einem großen Unternehmen. Seit fast vier Monaten läuft eine Werbekampagne weit unter dem geplanten und erwarteten Erfolg. Stimmen werden laut, dieses Projekt sofort zu stoppen. Der Marketingleiter widersetzte sich jedoch mit der Begründung, es sei schon so viel Geld in die Kampagne geflossen, würde diese jetzt abgebrochen werden, sei alles für die Katz. Dies ist ein typisches Beispiel des Concorde-Effekts.

Börsenanleger sind häufig von diesem Effekt betroffen. In Börsengeschäften spielt der Einstandspreis (Einstandskurs) eine große Rolle. Dabei handelt es sich um den Kurs eines Wertpapiers, der zu seinem Kauf inklusive aller Nebenkosten aufgewendet wurde. Bewegt sich der Aktienkurs oberhalb dieses Preises, wird verkauft (Gewinn), liegt dieser darunter, wird nicht verkauft (Verlust). Das ist jedoch unlogisch, denn der Einstandspreis darf überhaupt nicht zur Geltung kommen. Einzig und allein für die Entscheidung, ob ein Wertpapier gekauft oder behalten werden soll, ist die zu erwartende Kursentwicklung. Hier tritt wieder der genannte Concorde-Effekt ein: Je mehr Geld jemand mit einer Aktie bereits verloren hat, desto stärker hält er an ihr fest.

Der Concorde-Effekt tritt am häufigsten dann ein, wenn bereits besonders viel Zeit, Geld, Energie, Liebe usw. investiert wurde. Oftmals wird auch vom Sunk-Cost-Irrtum gesprochen. Dieser bezeichnet Kosten, die bereits entstanden sind und nicht (beispielsweise durch Verkauf) rückgängig gemacht werden können. Bei den obigen Beispielen wird demonstriert, wie investiertes Geld zur Begründung weiterzumachen wird, selbst wenn es objektiv betrachtet keinen Sinn macht. Je mehr investiert wurde, desto stärker ist der Drang das Projekt fortzuführen (wegen der Sunk Costs).

Die Concorde war das Paradebeispiel eines staatlichen Defizitprojektes, daher die Bezeichnung Concorde-Effekt. Sogar, als die beiden Partner England und Frankreich bereits lange Zeit schon wussten, dass sich der Betrieb des Überschallflugzeuges niemals rechnen würde, wurden weiterhin Unsummen investiert, um das nationale Gesicht zu wahren.

Fazit: Es gibt immer viele gute Gründe, weiter zu investieren, um etwas zum Abschluss zu bringen. Vernünftig ist jedoch, eine Entscheidung zu treffen, ohne die aufgelaufenen Kosten gegenüber zu stellen, also ausschließlich auf der Prognose der Erfolgswahrscheinlichkeit. Egal, was bis zu diesem Zeitpunkt investiert ist, es zählt einzig das Jetzt und die Einschätzung der Zukunft.

Hier geht es zur Internetseite von Udo Simianer: http://www.simianer-coaching.de

Udo Simianer

Ein Coach mit Praxiserfahrung: Udo Simianer, Jahrgang 1967, führt seit 1998 erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Nebenberuflich studierte er in Göttingen BWL (Diplom und Master). Als CEO hatte Simianer über 10 Jahre Personalverantwortung für mehr als 50 freie Berater und angestellte Mitarbeiter. Udo Simianer hielt als Referent rd. 80 Seminare bzw. Vorträge in den Bereichen Management und Organisation. Nach Absolvieren von nahezu 750 Beratungstagen, ist er nebenberuflich als Dozent und Autor für Lehrmaterialien an verschiedenen Hochschulen aktiv. Udo Simianer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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