Der Realitätsirrtum
Rocky möchte ein berühmter Rockstar werden. Überall, wo er geht und steht, sieht er erfolgreiche Rockstars: Im Fernsehen, auf den Titelseiten der Illustrierten, in Konzertprogrammen, auf Fan-Pages im Internet – ihre Songs sind unüberhörbar. Sie sind bereits berühmt und haben den Erfolg, den sich Rocky so sehr wünscht. Rocky gründet eine Rockband. Es stellt sich die Frage, ob er es schaffen wird. Realistisch eingeschätzt, liegt die Erfolgswahrscheinlichkeit eine Haaresbreite über null. Vielmehr ist davon auszugehen, dass er, wie bereits viele vor ihm, auf dem „Friedhof der gescheiterten Musiker“ landen wird. Doch welcher Journalist interessiert sich für die Gescheiterten? Dies ist der Grund, warum fast niemand diesen „Friedhof“ kennt (Realitätsirrtum).
Erfolge sind im Alltag schneller zu sehen, als Misserfolge. Dies führt dazu, dass die Aussicht auf Erfolg grundsätzlich überschätzt wird. Auch Rocky erliegt dieser Illusion und verkennt, wie verschwindend gering seine Erfolgswahrscheinlichkeit ist. Hinter jedem Fußballstar in der Königsklasse sind Hunderte zu finden, die in der zweiten oder dritten Liga spielen und niemals den Sprung in die erste Bundesliga schafften. Ebenso gibt es viele Fußballer, die keinen Verein gefunden haben. Schließlich gibt es unzählige Fußballspieler, die niemals von einem Talentscout gesichtet werden. Gleiches gilt für Unternehmer, Künstler, Schriftsteller, Architekten, Nobelpreisträger und Schönheitsköniginnen.
Start-up-Unternehmer/innen haben meistens die Vision, dass sie, wie Bill Gates in einer Garage beginnen und erfolgreich werden wie Microsoft. Dabei wird übersehen, dass die Firmen, welche die ersten sieben Jahre überleben nicht über den Status KMU (kleine und mittelständische Unternehmen) mit weniger als zehn Angestellten hinauskommen.
Fazit: Um die Realität besser einschätzen zu können, ist wichtig, zu wissen, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit systematisch überschätzt wird. Daher ist zu empfehlen, möglichst oft die „Grabstätten“ der einst versprechenden Projekte, Investments und Karrieren zu besuchen. Dies ist zwar äußerst unangenehm, aber sehr gesund.
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