Grundgesamtheitsirrtum

Zunächst eine kurze Erläuterung, was unter Grundgesamtheit zu verstehen ist. Dieser Begriff ist vor allem in statistischen Wissenschaften zu finden. Er bezeichnet die Menge aller statistischen Einheiten, welche übereinstimmende Identifikationskriterien besitzen. Konkret könnte eine Grundgesamtheit aus allen Personen (statistische Einheiten), die am 1. Januar 2015 mit ihrem Zweitwohnsitz in Karlsruhe gemeldet sind, bestehen. Bezüglich dieser Grundgesamtheit gibt es einen klassischen Denkfehler, nämlich den Grundgesamtheitsirrtum, auch Base-Rate-Neglect genannt. Der Grundgesamtheitsirrtum zählt übrigens zu den häufigsten Denkfehlern.

Jungunternehmer müssen aus verschiedenen Gründen, wie zum Beispiel Finanzierungsvorhaben oder staatliche Förderung, Businesspläne ausarbeiten. Nicht selten werden Businesspläne mangels Erfahrung und Euphorie sehr optimistisch gestaltet. Selbstverständlich ist die eigene Überzeugung von Produkten, Ideen und Persönlichkeiten für den geschäftlichen Erfolg wichtig. Als Empfänger solcher Businesspläne (Investoren, Banker usw.) läuft man Gefahr, die Situation eines Jungunternehmers ebenfalls zu überschätzen. Selbst, wenn es den Anschein hat, dieses Unternehmen könnte das nächste Google sein, sollte man sich über den Grundgesamtheitsirrtum Gedanken machen. Statistischen Auswertungen zufolge bestehen die Überlebenschancen bei einem Existenzgründer in den ersten fünf Jahren bei lediglich 20 %. Wie hoch ist nun die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem vorgelegten Businessplan tatsächlich um ein Unternehmen handelt, welches zu einem globalen Konzern heranwachsen wird?

Warren Buffet (amerikanischer Großinvestor) investiert beispielsweise nicht in Biotechfirmen. Der Grund liegt auf der Hand, denn nur wenige dieser Unternehmen generieren einen Umsatz von mehreren 100 Millionen $. Viel wahrscheinlicher ist es, dass solche Firmen irgendwo im Mittelfeld stecken bleiben. Diese Denkweise zeigt, dass Buffet der Grundgesamtheitsirrtum nicht nur bekannt ist, sondern ihn sogar beachtet. Anders dagegen ist es, wenn junge BWL-Studenten nach ihren Karrierezielen gefragt werden. Die meisten von ihnen antworten, dass sie sich mittelfristig im Vorstand eines Großunternehmens sehen. Ein betriebswirtschaftliches Studium ist die klassische Basis für eine Managerkarriere. Jedoch gibt es Statistiken, die belegen, dass weniger als ein Prozent der Absolventen mit einem Diplom im Vorstand eines Konzerns landen, unabhängig davon wie intelligent und strebsam diese Menschen sind.

Fazit: Vor allem bei vielversprechenden Angeboten, Projekten und Ideen ist es ratsam, sich darüber im Klaren zu werden, dass es einen Grundgesamtheitsirrtum gibt. Dadurch können weitreichende Fehlinvestitionen vermieden werden.

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Udo Simianer

Ein Coach mit Praxiserfahrung: Udo Simianer, Jahrgang 1967, führt seit 1998 erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Nebenberuflich studierte er in Göttingen BWL (Diplom und Master). Als CEO hatte Simianer über 10 Jahre Personalverantwortung für mehr als 50 freie Berater und angestellte Mitarbeiter. Udo Simianer hielt als Referent rd. 80 Seminare bzw. Vorträge in den Bereichen Management und Organisation. Nach Absolvieren von nahezu 750 Beratungstagen, ist er nebenberuflich als Dozent und Autor für Lehrmaterialien an verschiedenen Hochschulen aktiv. Udo Simianer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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