Vernachlässigen der Wahrscheinlichkeit

Einer der Gründe, warum Jackpots immer größer werden, ist die Vernachlässigung der Wahrscheinlichkeit (Neglect of Probability). Daniel steht vor der Entscheidung zweier Glücksspiele. Das erste bietet einen Hauptgewinn von 10 Millionen €, das zweite von 10.000 €. Für welches sollte er sich entscheiden? Für Daniel ist klar, dass der Gewinn im ersten Spiel sein Leben radikal verändern wird. Möglicherweise gibt er seinen aktuellen Job auf, um von den Zinsen zu leben.

Beim zweiten Glücksspiel steht entweder ein super Luxus-Urlaub bevor, eine neue Wohnungseinrichtung, ein anderes Auto – das war’s dann aber auch. Zurück zur eigentlichen Frage: Beim ersten Spiel beträgt die Wahrscheinlichkeit auf den Hauptgewinn 1:10 Mio., im zweiten 1:10.000. Es liegt sehr nahe, sich für das erste Spiel zu entscheiden, weil dort der Hauptgewinn größer ist. Werden jedoch die Gewinnchancen objektiv betrachtet, so ergibt sich für das Spiel zwei eine zehnmal höhere Gewinnchance (a = 10 Mio. * (1/100 Mio.) = 0,1; b = 10.000 * (1/10.000) = 1). Deshalb der Trend zu immer größeren Jackpots, egal, wie winzig die Gewinnchancen sind.

Ein anderes Beispiel hierfür ist die Werbung mancher Casinos. Die Werbeaussage lautet, dass deren Spielautomaten durchschnittlich 90 % auszahlen. Dies verleitet zu der Annahme, dass bei diesen Spielautomaten eine besonders hohe Gewinnchance besteht. Übersetzt bedeutet dies, dass langfristig zehn Cents von jedem Euro im Spielautomaten stecken bleiben. Daniel beginnt mit 100 € und setzt bei jedem Spiel einen Euro. Nachdem er alle Geldstücke in den Slot des Spielautomaten gesteckt hat, verbleiben ihm durchschnittlich noch 90 €. Wiederholt er das ganze immer und immer wieder, ist nach durchschnittlich 44 Runden das ganze Geld aufgebraucht.

Dies sind die typischen Fälle für Vernachlässigung der Wahrscheinlichkeit. Sie führen zu Entscheidungsfehlern. Menschen investieren in ein Start-up-Unternehmen, weil sie von der Geschäftsidee begeistert sind und einen beträchtlichen Gewinn erwarten. Dabei wird oft vergessen, die Wahrscheinlichkeit zu ermitteln, mit der junge Unternehmen überhaupt je einen solchen Gewinn realisieren. Vor allem junge Unternehmen scheitern oftmals innerhalb der ersten fünf Geschäftsjahre nach Gründung.

Fazit: Menschen haben die Tendenz, sehr schlecht zwischen verschiedenen Risiken, außer, das Risiko ist null, zu unterscheiden. Risiken lassen sich nicht intuitiv erfassen. Mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung besteht jedoch die Möglichkeit, die Erfolgswahrscheinlichkeit genauer einzuschätzen.

Hier geht es zur Internetseite von Udo Simianer: http://www.simianer-coaching.de

Udo Simianer

Ein Coach mit Praxiserfahrung: Udo Simianer, Jahrgang 1967, führt seit 1998 erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Nebenberuflich studierte er in Göttingen BWL (Diplom und Master). Als CEO hatte Simianer über 10 Jahre Personalverantwortung für mehr als 50 freie Berater und angestellte Mitarbeiter. Udo Simianer hielt als Referent rd. 80 Seminare bzw. Vorträge in den Bereichen Management und Organisation. Nach Absolvieren von nahezu 750 Beratungstagen, ist er nebenberuflich als Dozent und Autor für Lehrmaterialien an verschiedenen Hochschulen aktiv. Udo Simianer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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