Autoritätsgläubigkeit

Bereits in jungen Jahren entwickelt sich bei Menschen die Tendenz, die Meinung einer als Spezialist oder als sachverständig eingeschätzten Person zu übernehmen. Zuerst werden Meinungen von den Eltern, danach von Freunden, Vorbildern und Lehrern übernommen. Später kommen Fachspezialisten wie Ärzte, CEO’s, Anlageberater, Politiker, Blogger etc. (die Liste lässt sich beliebig fortsetzen) dazu. Irren ist menschlich, das gilt auch für Autoritäten. Was passiert jedoch, wenn das selbstständige Denken unterbleibt? Expertenmeinungen setzen sich durch, auch dann, wenn es rational oder moralisch keinen Sinn macht. Ein Beispiel zum Thema Autoritätsgläubigkeit ist ein Experiment des jungen Psychologen Stanley Milgram 1961:

Das Experiment bestand aus zwei Gruppen von Menschen, Lehrer und Schüler. Ziel war es, die Bereitschaft durchschnittlicher Personen zu testen, autoritären Anweisungen selbst dann zu folgen, wenn diese in direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen. Bei diesem Versuch hat der Lehrer einem Schüler, der ein Schauspieler war, was der Lehrer jedoch nicht wusste, bei Fehlern in der Zusammensetzung von Wortpaaren jeweils einen elektrischen Stromstoß versetzt. Der Versuchsleiter, gleichfalls Schauspieler, gab dazu Anweisungen. Die Intensität des Stromstoßes wurde nach jedem Fehler gesteigert. In der Praxis wurden jedoch keine elektrischen Impulse gegeben, sondern die Schauspieler sollten die Reaktionen und Schmerzen imitieren, was der Lehrer nicht wusste. Obwohl der Lehrer zusehen musste, wie seine Schüler quasi gequält wurden und schrieen, konnte er das Experiment nicht abbrechen, selbst dann nicht, als der Versuchsleiter ihn aufforderte, bis zur maximalen Stromstärke weiter zu machen.

Einige Unfälle im Flugverkehr gehen beispielsweise darauf zurück, dass der Flugkapitän einen Fehler begeht, der Kopilot dies bemerkt, aber sich aus lauter Autoritätsgläubigkeit nicht traut, den Fehler anzusprechen. Um diese Gefahr einzudämmen, werden seit vielen Jahren Piloten im sogenannten „Crew Ressource Management“ geschult, solche Ungereimtheiten offen und rasch anzusprechen. Die Autoritätsgläubigkeit wird dadurch mühsam wegtrainiert. In vielen Wirtschaftsunternehmen existiert eine solche Schulung leider nicht. Dies birgt die Gefahr in sich, vor allem bei einem dominanten CEO, dass Mitarbeiter blindlings ihrem Vorgesetzten folgen – teilweise sehr zum Schaden der Firmen.

Fazit: Autoritäten gegenüber kritisch eingestellt zu sein, bedeutet, mehr Freiheit in seinen eigenen Entscheidungen zu genießen. Jeder Einzelne sollte mehr Selbstvertrauen entwickeln, als sich blindlings Meinungen zu unterwerfen.

Hier geht es zur Internetseite von Udo Simianer: http://www.simianer-coaching.de

Udo Simianer

Ein Coach mit Praxiserfahrung: Udo Simianer, Jahrgang 1967, führt seit 1998 erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Nebenberuflich studierte er in Göttingen BWL (Diplom und Master). Als CEO hatte Simianer über 10 Jahre Personalverantwortung für mehr als 50 freie Berater und angestellte Mitarbeiter. Udo Simianer hielt als Referent rd. 80 Seminare bzw. Vorträge in den Bereichen Management und Organisation. Nach Absolvieren von nahezu 750 Beratungstagen, ist er nebenberuflich als Dozent und Autor für Lehrmaterialien an verschiedenen Hochschulen aktiv. Udo Simianer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Das könnte dich auch interessieren …