Nullrisiko-Irrtum

Die meisten Menschen entscheiden sich für das Nullrisiko (Zero-Risk-Bias), anstatt ein kleines Risikos in Kauf zu nehmen, um dadurch viel Geld zu sparen. Für die totale Sicherheit wird teilweise sehr viel Geld hingeblättert. Aus diesem Grund hat das Sparbuch immer noch eine große Tradition. Das Geld ist sicher, so der Volksmund. Außerdem kommt immer das ganze Geld bis auf den letzten Cent zurück. Die angelegten Euros werden zwar bei Auflösung des Sparbuchs ausbezahlt, aber es wird ignoriert, dass für den Euro von vor fünf Jahren heute weniger gekauft werden kann wie damals (Inflationsrate).

Wissenschaftler hatten in Amerika einen Test mit einem WC-Reiniger durchgeführt. Sie fragten Kunden, die gerade aus dem Einkaufszentrum kamen, ob sie manchmal WC-Reiniger kaufen würden. Daraufhin zeigten sie ihnen eine Flasche und erklärten die Risiken: 15 von 1.000 Verbrauchern vergiften sich an den Gasen, weitere 15 von 1.000 bekämen den Reiniger in die Augen und verletzten sich daran. Auf die Frage, ob die Kunden für einen sichereren WC-Reiniger mehr Geld ausgeben würden und wenn ja, wie viel erhielten sie die Antwort, dass die Kunden 65 Cent mehr bezahlen würden, wenn das Verletzungsrisiko auf 10 von 1.000 reduziert werden könnte. Um das Verletzungsrisiko um gerade mal fünf Promille zu reduzieren, waren die Kunden bereit, 65 Cent mehr zu bezahlen.

Für dieses Verhalten zum Nullrisiko gibt es verschiedene Gründe. Einer davon liegt in den schwachen Rechenfähigkeiten der Menschen: Sie können kleine Wahrscheinlichkeiten schlecht einschätzen. Ist die Wahrscheinlichkeit beispielsweise bei einem Drittel der Fälle, kriegt dies jeder mit – das muss niemand ausrechnen. Ganz anders dagegen ist es, wenn in Promille oder Prozent zu kalkulieren ist. Richtig vorstellen können sich dies die Leute nicht.

Ein anderer Grund ist in der begrenzten Gedankenkapazität zu sehen. Solange noch ein Restrisiko besteht, ist das Thema nicht abgehakt. Dies kostet Kraft und Zeit. Nur, wenn wirklich gar kein Risiko mehr besteht, lassen sich die Gefahren guten Gewissens ignorieren. Deshalb sehnen sich die Menschen nach der Aussage: „Da ist überhaupt kein Risiko.“. Problematisch dabei ist, dass es im Alltag das Nullrisiko gar nicht gibt, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.

Fazit: Es ist besser sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass nichts sicher ist – weder Ersparnisse, Gesundheit, Ehe, Freundschaften, Feindschaften noch der Arbeitsplatz, als ständig dem Nullrisiko hinterher zu jagen.

Hier geht es zur Internetseite von Udo Simianer: http://www.simianer-coaching.de

Udo Simianer

Ein Coach mit Praxiserfahrung: Udo Simianer, Jahrgang 1967, führt seit 1998 erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Nebenberuflich studierte er in Göttingen BWL (Diplom und Master). Als CEO hatte Simianer über 10 Jahre Personalverantwortung für mehr als 50 freie Berater und angestellte Mitarbeiter. Udo Simianer hielt als Referent rd. 80 Seminare bzw. Vorträge in den Bereichen Management und Organisation. Nach Absolvieren von nahezu 750 Beratungstagen, ist er nebenberuflich als Dozent und Autor für Lehrmaterialien an verschiedenen Hochschulen aktiv. Udo Simianer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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