Verfügbarkeitsirrtum

Der Verfügbarkeitsirrtum beschreibt, dass meistens unbewusst die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses beurteilt wird, obwohl gleichzeitig die Möglichkeit oder der Wille fehlt, um auf präzise Daten zurückzugreifen. Die Beurteilung wird davon beeinflusst, wie verfügbar das zu beurteilende Ereignis oder ähnliche Beispiele im Gedächtnis abrufbar sind. In der Praxis bedeutet dies, dass Ereignisse, an welche man sich leicht erinnert wahrscheinlicher sind, im Vergleich zu denen, an die sich jemand nur schwer erinnern kann. Die Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, ermordet zu werden, ist dementsprechend hoch, wenn die Person kürzlich einen Bericht über einen Mord gelesen hat oder in den Medien häufig solchen Berichten begegnet.

Diesem Irrtum sind auch die Glücksspieler verfallen. Sie neigen dazu, beispielsweise den „einarmigen Banditen“ weiter mit Geld zu füttern, nur weil jemand anderes beim Gewinnen beobachtet wurde. Dadurch wird die eigene Chance zu gewinnen höher eingeschätzt. Dies ist kompletter Unsinn, denn die Tatsache, dass jemand gewonnen hat, verändert die aktuelle Gewinnchance nicht. Doch werden die Gewinne anderer leichter in Erinnerung behalten, als die häufigen eigenen Verluste. Durch die Konzentration auf die Gewinne, wird die Zahl der Verluste verdrängt. Der sogenannte Verfügbarkeitsirrtum tritt in der Praxis leider allzu oft auf.

Ein weiteres Beispiel: „Entschuldigen Sie meine Verspätung, ich hatte unterwegs an jeder Ampel Rot.“ In diesem Fall wird viel leichter registriert, dass andere Verkehrsteilnehmer die Ampel noch bei Grün passieren konnten. Ärzte fallen dem Verfügbarkeitsirrtum besonders häufig zum Opfer. Sie haben ihre Lieblingstherapien (Medikamente, Cremes, Anwendungen usw.), die sie auf alle möglichen Fälle anwenden. Es ist anzunehmen, dass es passendere Behandlungen in manchen Situationen gibt, aber diese sind ihnen gedanklich nicht präsent. Da von ihnen jedoch Hilfe erwartet wird, empfehlen sie, was sie kennen.

Fazit: Im Prinzip ist es so, als wäre man in einer fremden Stadt ohne Stadtplan, aber, weil sich in der Tasche eine Karte von einer anderen Stadt befindet, verwendet man diese. Also lieber eine falsche Karte als gar keine. Um den Verfügbarkeitsirrtum zu besiegen, kann nur empfohlen werden, sich mit anders denkenden Menschen zusammen zu tun, denn alleine besteht fast keine Chance, diesen Irrtum zu besiegen.

Hier geht es zur Internetseite von Udo Simianer: http://www.simianer-coaching.de

Udo Simianer

Ein Coach mit Praxiserfahrung: Udo Simianer, Jahrgang 1967, führt seit 1998 erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Nebenberuflich studierte er in Göttingen BWL (Diplom und Master). Als CEO hatte Simianer über 10 Jahre Personalverantwortung für mehr als 50 freie Berater und angestellte Mitarbeiter. Udo Simianer hielt als Referent rd. 80 Seminare bzw. Vorträge in den Bereichen Management und Organisation. Nach Absolvieren von nahezu 750 Beratungstagen, ist er nebenberuflich als Dozent und Autor für Lehrmaterialien an verschiedenen Hochschulen aktiv. Udo Simianer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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