Rückschaufehler

Als Friedrich in der Universitätsbibliothek saß und studierte, fielen ihm Wirtschaftsprognosen aus dem Jahr 2007 in die Hände. Er warf einen Blick auf diese Prognosen und war verwundert, wie positiv seinerzeit die Aussichten für die Jahre 2008 bis 2010 ausgefallen waren. Bereits ein Jahr später, 2008, brach der weltweite Finanzmarkt zusammen. Dieselben Experten, die damals die Prognosen aufstellten antworteten nach Ausbruch der Krise: Ausweitung der Geldmenge unter Greenspan, lockere Vergabe von Hypotheken, korrupte Ratingagenturen, legere Eigenkapitalvorschriften usw., d. h. rückblickend betrachtet ist es klar, dass es so kommen musste. Der Rückschaufehler führt dazu, anzunehmen, ein besserer Vorhersager zu sein, als man wirklich ist.

Im Nachhinein betrachtet wird gerne geäußert: „Ich – hab’s – schon – immer – gewusst!“ Rückblickend, also dann, wenn die ganzen Informationen offen liegen, war klar, wie sich der Verlauf entwickeln würde. In der Politik ist dieses Phänomen ebenso zu finden. Politiker, vor allem hoch betagte Staatsmänner, zeigen gerne auf, dass bestimmte Ereignisse in der Weltgeschichte unvermeidbar waren.

Ein CEO, der durch glückliche Umstände zum Erfolg gekommen ist, wird die Wahrscheinlichkeit seines Erfolges, rückblickend betrachtet, viel höher einschätzen, als sie tatsächlich war. Wirtschaftsjournalisten sagen heute, dass die Dominanz von Google nicht zu vermeiden gewesen sei, obwohl jeder von ihnen gelächelt hätte, wenn dem Internet-Start-up-Unternehmen 1998 eine solch rosige Zukunft prognostiziert worden wäre.

Wird im Gegensatz dazu eine tatsächliche Vorhersage getroffen, zeigt das nachfolgende Beispiel, wie falsch jemand liegen kann. 1990 äußerte Franz Beckenbauer, damaliger Nationaltrainer, nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft, dass die deutsche Mannschaft verdient Weltmeister wurde und durch die Wiedervereinigung noch mehr Potenzial zur Verfügung steht. Die deutsche Mannschaft werde über mehrere Jahre hinweg unschlagbar sein. Es dauerte sage und schreibe 24 Jahre, bis die deutsche Nationalmannschaft wieder Fußball-Weltmeister wurde.

Fazit: Den Rückschaufehler zu vermeiden ist relativ schwer. Studien belegen, dass selbst Menschen, die sich dessen Gefahr bewusst sind, genauso häufig in die Falle tappen, wie alle anderen. Die Möglichkeit, diesen Fehler abzuschwächen besteht darin, ein Tagebuch zu führen, in dem Vorhersagen notiert werden, damit man jederzeit nachlesen kann, wie die Situation früher eingeschätzt worden ist.

Hier geht es zur Internetseite von Udo Simianer: http://www.simianer-coaching.de

Udo Simianer

Ein Coach mit Praxiserfahrung: Udo Simianer, Jahrgang 1967, führt seit 1998 erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Nebenberuflich studierte er in Göttingen BWL (Diplom und Master). Als CEO hatte Simianer über 10 Jahre Personalverantwortung für mehr als 50 freie Berater und angestellte Mitarbeiter. Udo Simianer hielt als Referent rd. 80 Seminare bzw. Vorträge in den Bereichen Management und Organisation. Nach Absolvieren von nahezu 750 Beratungstagen, ist er nebenberuflich als Dozent und Autor für Lehrmaterialien an verschiedenen Hochschulen aktiv. Udo Simianer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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