Geschichten erzählen

Der schweizer Schriftsteller und Architekt sagte einst: „Wir probieren Geschichten an, wie man Kleider anprobiert.“. Diese Aussage vermittelt, dass nur eine passende Geschichte von Interesse ist, im Vergleich zu einem Protokoll. Ein Tagesprotokoll von Friedrich könnte wie folgt formuliert sein: Aufgestanden, Kaffee getrunken, Kaffee auf Hose geschüttet, neue Hose angezogen, zur Arbeit gefahren, Frühstückspause gemacht, Besprechung teilgenommen, usw. Obwohl der Tagesverlauf exakt so verlaufen ist, würde sich niemand hierfür interessieren. Genau dies wird mit „Geschichten erzählen“ beschrieben, nämlich, dass selbst wahre Geschichten Lügen enthalten.

Um die obige Situation in eine Geschichte zu verwandeln, werden Emotionen, Eindrücke usw. angefügt. Die Geschichte könnte damit beginnen, dass Friedrich um 6:30 Uhr aufgestanden ist und im Halbschlaf ins Badezimmer ging. Auf dem Weg ins Badezimmer hat er sich seinen kleinen Zeh am Fuß des Bettes angestoßen. Danach war er wach. Als er am Frühstückstisch saß und Kaffee trank, schüttete er sich den heißen Kaffee auf seinen neuen Anzug. Diese Variante wäre doch schon viel interessanter anzuhören.

Geschichten erzählen und dadurch die Wirklichkeit vereinfachen – sie verdrängen alles, was nicht so recht hineinpassen will und liefern so den Beitrag für eine gute Unterhaltung oder eine gute Information. In den Medien ist das „Geschichten erzählen“  tagtäglich präsent. Dabei werden Bilder aus der Vergangenheit verwendet, die zum aktuellen Geschehen zwar passen, aber nicht bei dem Ereignis entstanden sind. In der Boulevardpresse oder im Boulevard-TV werden Bilder unzählige Male verwendet, aber jedes Mal verbunden mit einer anderen Aussage, nur um den Leser/Seher für den Beitrag zu interessieren.

Ein weiteres Beispiel: Der König starb, und dann starb die Königin. Dieser Satz könnte auch so formuliert sein: Der König starb, und dann starb die Königin vor Trauer. In der Regel lässt sich der zweite Satz besser im Gedächtnis behalten. Die Werbung arbeitet fast ausschließlich mit dieser Methode. Werbung, die eine Geschichte erzählt, ist meistens erfolgreicher. Speziell Verkäufer wenden diese Taktik (story telling – Geschichten erzählen) an. Ein Produkt lässt sich leichter verkaufen, wenn die passende Geschichte dazu erzählt wird.

Fazit: Von der eigenen Biografie bis hin zum Weltgeschehen wird alles zu einer „sinnhaften“ Geschichte geformt. Dadurch wird die Wirklichkeit verzerrt, was sich auf die Qualität der Entscheidungen niederschlägt. Hierzu gibt es eine kleine Hilfe, nämlich die Geschichte auseinander zu pflücken und auf ihre Tatsachen zu reduzieren.

Hier geht es zur Internetseite von Udo Simianer: http://www.simianer-coaching.de

Udo Simianer

Ein Coach mit Praxiserfahrung: Udo Simianer, Jahrgang 1967, führt seit 1998 erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Nebenberuflich studierte er in Göttingen BWL (Diplom und Master). Als CEO hatte Simianer über 10 Jahre Personalverantwortung für mehr als 50 freie Berater und angestellte Mitarbeiter. Udo Simianer hielt als Referent rd. 80 Seminare bzw. Vorträge in den Bereichen Management und Organisation. Nach Absolvieren von nahezu 750 Beratungstagen, ist er nebenberuflich als Dozent und Autor für Lehrmaterialien an verschiedenen Hochschulen aktiv. Udo Simianer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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