Bevor es besser wird, wird es schlechter
Ein CEO stand vor einem größeren Problem. Die Umsätze waren auf einem niedrigen Niveau und der Vertriebsmannschaft fehlte es an Motivation. Alle Versuche, mittels Marketingaktivitäten die Situation rasch zu ändern, fruchteten nicht. In seiner Verzweiflung engagierte er einen Unternehmensberater. Dieser analysierte bei einem horrenden Tagessatz das gesamte Unternehmen und präsentierte folgende Ergebnisse: „Ihre Vertriebsabteilung ist visionslos und Ihre Marke nicht klar positioniert. Die Situation ist nicht einfach. Mit meiner Hilfe können wir die Situation bereinigen, aber nicht über Nacht. Das Problem ist komplex, d. h. die Maßnahmen erfordern Fingerspitzengefühl. Bevor wir mit einer Verbesserung rechnen können, werden die Umsätze nochmals zurückgehen.“ Der Unternehmensberater erhielt einen Auftrag. Im Jahr darauf gingen die Umsätze tatsächlich zurück. Im Folgejahr nochmals. Immer wieder betonte der Berater, dass der Firmenverlauf genau seiner Vorhersage entsprach. Dies ist der typische Fall von „Bevor es besser wird, wird es schlechter.“.
Es gibt noch eine andere Variante dieses Phänomens. Ein Fachmann, der von einem bestimmten Thema oder einem Bereich keine Ahnung hat, kann sich über den Trick „Bevor es besser wird, wird es schlechter.“, in eine gute Position manövrieren. Ist die Entwicklungstendenz negativ, bestätigt sich seine Vorhersage, geht es unerwarteter Weise bergauf, freut sich der Kunde/Vertragspartner. Dazu kommt, dass dem Fachmann die Verbesserung seinem Können zugeschrieben wird. Egal wie es läuft, er hat immer Recht. Angenommen Günter wird Vorstand eines Sportvereins und hat keine Ahnung, wie er den Verein aus der Misere führen soll. Auch in diesem Fall könnte die Prognose „Bevor es besser wird, wird es schlechter.“ eine große Unterstützung für ihn sein. Er stellt auf der Vorstandssitzung die Mitglieder darauf ein, dass in der jetzigen Situation schwierige Jahre zu erwarten seien. Es müsse der Gürtel enger geschnallt werden und erst nach dem Durchlaufen der heiklen Phase, könne wieder mit Platzierungen in der oberen Tabellenhälfte gerechnet werden.
Fazit: Äußert jemand „Bevor es besser wird, wird es schlechter.“, sollte das Alarmsystem Alarm auslösen. Das bedeutet nicht grundsätzlich, dass jemand keine Ahnung von dem hat, was er spricht, denn es gibt tatsächlich viele Situationen, bei denen zunächst eine Verschlechterung eintritt, bevor die Trendwende eingeleitet werden kann.
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